Der Brautstrauß
Die Idee, sich mit Blumen zu schmücken, ist sicher uralt. Körperschmuck und solcher aus der Natur sind bis heute in allen Kulturen zu beobachten. Wann die erste Frau Blumen zu ihrer Hochzeit trug, ist nicht bekannt, doch war es kein Brautstrauß, wie wir ihn heute kennen. Traditionell waren Blütenkränze für das Haar üblich, ob mit oder ohne Schleier. Dieser Schmuck wird beispielsweise bei Volksfesten noch heute getragen.
Gegen böse Geister und für mehr Wohlgeruch
Nach dem dunklen Mittelalter brach mit der Renaissance eine neue Zeit an und damit auch die Idee, Kräuter und stark duftende Blumen bei einer kirchlichen Hochzeit zu verwenden. Die kirchliche Trauung war üblich, von Standesämtern noch weit und breit nichts zu sehen. Nur: In den Kirchen duftete die Luft zum einen nach dem intensiv verwendeten Weihrauch, zum anderen nach den nicht sehr angenehmen Körperdüften der versammelten Menschen, denn eine Körperhygiene in unserem Sinne existierte noch längst nicht. Rosmarin und Myrrhe sowie Duftrosen waren ein gutes Mittel gegen zu starke Gerüche. Es waren übrigens eher kleine Sträuße, die gebunden wurden und leicht getragen werden konnten.
Sie hatten zudem die zweite Bedeutung, böse Geister zu vertreiben, die dem Brautpaar und seinem Glück schaden könnten. Hier mischen sich der alte Aberglaube und die christliche Lehre – heute hat der Brautstrauß diese Bedeutungen längst verloren, allerdings nicht seine Bedeutung als wohl wichtigstes Hochzeitsaccessoire der Braut.
Ein harmonisch abgestimmtes Blumenmeer
So dauerte es also recht lange, bis sich das moderne Bild des Brautstraußes ergab, der in vielerlei Arten zu haben ist und sich immer wieder modisch verändert. Traditionellerweise kümmert sich der zukünftige Ehemann um den Brautstrauß, allerdings ist dies eine heikle Sache. Er darf nach alter Sitte das Brautkleid nicht vor dem Tag der Eheschließung sehen, andererseits soll der Strauß zu Braut und Kleid gleichermaßen passen, sowohl farblich als auch in Stil und Größe. Auch werden auf den Brautstrauß oft alle anderen Blumenarrangements abgestimmt, sei es auf dem Standesamt, in der Kirche, beim Festessen oder auf dem Hochzeitsauto beziehungsweise der Kutsche; ebenso sollten ein eventueller Blumenkopfschmuck der Braut und das Reverssträußchen (Boutonniere) des Bräutigams zum Brautstrauß passen.
Wie findet man(n) den richtigen Brautstrauß?
Eine Möglichkeit für den Verlobten ist das Gespräch mit der Floristin. Am besten zeigt er ein Ganzkörperbild seiner zukünftigen Frau, damit die Blumen an deren Körpergröße und Typ orientiert werden können. Es ist auch vorteilhaft, wenn er die Lieblingsblumen seiner Braut kennt. Eine weitere Möglichkeit: Die Braut hat sich vorher mit der Blumenkennerin gesprochen, ihr vielleicht ein Foto des Kleides gezeigt. So kann sie dem Bräutigam manchen Tipp für ein passendes Arrangement geben. Alternativ bringt der Bräutigam eine Stoffprobe des Kleides mit, die er von seiner Verlobten erhalten hat. Zwar hat er damit einen ersten Eindruck von Farbe und Musterung des Brautkleides, doch weiß er natürlich immer noch nichts über dessen Schnitt und die Gesamtoptik. Mit diesen kleinen Hilfen wird eine unschöne Überraschung am Hochzeitstag vermieden, wenn beide sich nicht ganz sicher über den Geschmack des Partners sind. Nicht zuletzt darf der Bräutigam Freundinnen und Eltern befragen, allerdings sollte er auf echte Hilfe drängen, damit er nicht wohlmeinende, aber falsche Antworten bekommt.
Werfen und/oder aufbewahren?
Bevor ein Überblick über mögliche Arrangements erfolgt, sei auf zwei weitere Traditionen hingewiesen: Die Eine betrifft das Werfen des Straußes, die Andere fragt nach Haltbarkeit und Aufheben.
Wann der Strauß geworfen wird, bleibt jeder Braut selbst überlassen – abgesehen davon, dass dieser Vorgang natürlich erst nach der Trauung stattfindet. Die Einen werfen ihn bereits, sobald sie aus der Kirche kommen, die Anderen erst am späten Abend, beispielsweise während oder nach der Feier. Die Bedeutung des Wurfes ist klar: Es stellen sich nur unverheiratete Frauen auf, um ihn zu fangen; die glückliche Gewinnerin wird nach allgemeinem Glauben als Nächste heiraten.
Wer sein Original nicht hergeben möchte, lässt sich einen zweiten, etwas kleineren Strauß binden, der ein Abbild des Brautstraußes darstellt. Dieser Zweitstrauß wird geworfen, der eigentliche Strauß wird behalten. Um ihn haltbar zu machen, wird er mit Haarspray übersprüht. Dadurch behält er seine Frische und sieht auch am ersten Hochzeitstag noch genau so aus wie am Tag der Eheschließung. Manche Ehefrau entsorgt ihn nun. Alternativ kann er von Anfang an kopfüber aufgehängt werden, um zu einem Trockenstrauß zu werden. Eine andere Möglichkeit: Nur die besten Blütenblätter, Grünpflanzen und eventuell Zusatzelemente aufheben, nach Bedarf trocknen und zusammen mit den schönsten Fotos in ein schickes Hochzeitsalbum kleben.
Farben und Accessoires
Kreativität ohne Grenzen: Moderne Brautsträuße sind in so vielen Arrangements zu haben, wie es Bräute gibt. Klassische Blumen sind Rosen, Anemonen, Pfingstrosen, Gerbera und Orchideen. Traditionelle Farben sind Rottöne für Liebe und Zärtlichkeit, Blau für die Treue, außerdem Creme- und Weißtöne, die Ton in Ton zu dem Brautkleid passen. Paare können sich für Jahreszeitenblumen und -farben entscheiden, Blüten wählen, zu denen sie selbst eine besondere Beziehung haben, oder bewusst Kontrastfarben einsetzen. Helle, fröhliche Töne wie Orange und Gelb finden sich ebenso wie dunkles Lila oder außergewöhnliche Arrangements, beispielsweise Sträuße ganz in Grün. Gern werden Perlen, Drahtkreationen, Glitzer und manch anderes Accessoire eingefügt. Natürlich gibt es auch Gebinde, die ganz in Gold, Silber oder Bronze gegossen scheinen.
Klassische und neue Formen
Das Ziel eines heutigen Brautstraußes ist es, die Braut in das beste Licht zu rücken. Es wird Rücksicht auf Kleid, Schleier, Körpergröße und -typ, Charakter und Stil, Haar- und Augenfarbe, Make-up und Lieblingsfarben und -blumen genommen. Es gibt runde, ovale oder herzförmige Sträuße, kleine oder große Gebinde; solche, die sich als lange Kaskade nach unten verjüngen, und – ganz modern – eine Mischung aus Strauß und Tasche oder eine blütenbesetzte Fächerform. Hochmodern sind Kunstblumen, die in Sachen Haltbarkeit allen echten Blumen überlegen sind. Moderne Techniken sorgen hier für sehr schöne Exemplare, die sich optisch in keinster Weise von Echtblüten unterscheiden. Auch außergewöhnliche Arrangements, bei denen überhaupt keine Blüten mehr zum Einsatz kommen. Hier ersetzen Strass, Perlen und dekorative Elemente die traditionellen Elemente.
Der moderne Stil
Völlig von der Tradition verabschiedet haben sich witzige Kreationen, die aus Süßigkeiten, Bauklötzen oder anderen Versatzstücken gearbeitet werden. Eine andere Alternative zum klassischen Brautstrauß sind Brautsträuße zum Anstecken, beispielsweise in der Nähe der Schulter oder am Gürtel, sowie Braut-Armbänder, die natürlich ebenfalls mit echten Blüten besetzt sein können. Manche Braut zieht diese Formen aus rein praktischen Gründen vor – sehr hübsch sind diese Gebinde auf jeden Fall, ebenso wie klassische Brautsträuße.